Die Geschichte des Tees
Die Geschichte des Tees ist eine Geschichte von Entdeckungen, Handel, Kultur und Genuss, die die Vielfalt und den Reichtum der menschlichen Erfahrung widerspiegelt. Von seinen bescheidenen Anfängen als wild wachsende Pflanze, die in den fernen Bergen der chinesischen Provinz Yunnan, im Assam-Tal, sowie in anderen, an China angrenzenden Regionen wie Burma, Laos, Vietnam und Thailand beheimatet war, bis hin zu seinem globalen Status als Symbol der Gastfreundschaft und des Wohlbefindens, hat der Tee eine bemerkenswerte Reise zurückgelegt, die Generationen von Menschen auf der ganzen Welt vereint hat.
Tauchen wir ein in die komplexe und vielschichtige Geschichte des Tees, die eine reiche Mischung aus Legenden, Handelsgeschichten, politischen Ereignissen und kulturellen Entwicklungen umfasst.
Die Anfänge des Tees
Die Geschichte des Tees beginnt in den üppigen und bergigen Regionen Ostasiens, wo die Camellia sinensis-Pflanze in freier Wildbahn wuchs. Lange bevor man im antiken China die Teepflanze zu einem köstlichen Getränk verfeinerte, konsumierten die Menschen in diesen Regionen das frische Teeblatt als Teil ihrer Ernährung. Beim Versuch, die rohen grünen Blätter des Teebaums zu kauen und fanden sie heraus, dass die bitter schmeckenden Blätter Energie-steigernd sind und eine stimulierende Wirkung haben.
Tee beginnt als Nahrungsmittel
In der frühesten Zeit aßen Menschen die frischen, bitter schmeckenden Teeblätter, um ihre Diät durch „Grünzeug“ zu ergänzen, ähnlich wie wir heute Gemüse essen. Eine Tradition, die Teeblätter in Form eines Salats zu essen, ist in Burma noch immer lebendig. Dort kann man den traditionellen Laphet probieren, der aus frischen fermentierten Teeblättern zubereitet wird.
Tee wandelt sich zur Medizin
In der Zeit der chinesischen Dynastie von Shang (1766 – 1050 v. Chr.) entwickelte sich Tee vom Nahrungsmittel zu einem medizinischen Gebräu, das die Menschen in Yunnan wegen seiner heilsamen Eigenschaften tranken. Für jede Krankheit kochten sie die Teeblätter gemeinsam mit anderen Pflanzen, Samen, Rinden und Blättern, um ein Heilmittel herzustellen. Diese Zubereitung schmeckte sehr bitter, und konnte, wenn in größerem Maße genossen, den Magen verstimmen.
Tee entwickelt sich zu einem anregenden Tonikum
Am Ende der Zhou-Dynastie (1122 – 256 v. Chr.), als man wild wachsende Teebäume in der Sichuan Provinz entdeckte, erfuhr der Tee eine weitere Transformation. Hier in Sichuan begannen die Menschen zum ersten Mal Teeblätter zu brauen, ohne etwas hinzuzufügen. Sie stellten eine eher konzentrierte Flüssigkeit her, die sie gerne als ein wohltuendes Tonikum genossen. Unnötig zu erwähnen, dass dieses Tonikum noch immer sehr bitteren schmeckte.
Tee wird zum Genussmittel
Als sich die Verwendung von Tee als heilsames Tonikum zu einem Getränk, dass man zum Vergnügen genoss, wandelte, wurden die ersten Grundsätze dafür gelegt, was sich später zu einer verfeinerten Kultur des Teetrinkens entwickelte. Schließlich wurde Tee zum Gegenstand von Kunst, Poesie und Gesang. Doch Manches musste noch geschehen.
Die früheste Methode die frisch gepflückten Teeblätter zu verarbeiten, war es sie zu trocknen, leicht anzukohlen und zu Kuchen formen, um den Tee so besser lagern zu können. Um das Getränk zuzubereiten, brach man eine kleine Menge vom Teekuchen ab und kochte ihn mit Fruchtpasten, Zwiebeln oder Orangenschalen im Wasser, damit der Tee weniger bitter schmeckt. Den im Topf so gekochte Tee servierte man in einer Schale.
Das Hinzufügen all der Zutaten zum Tee mag für unser Ohr und unseren Geschmack sehr seltsam klingen.
Wir sind bei einem Tee angelangt, der weder so schmeckt, noch so aussieht wie der Tee, den wir heute gerne trinken. Was kommt als Nächstes?
Folgen wir der „Erfindung“ von Tees als Getränk und erfahren mehr über die Veränderungen, Verbesserungen und Verfeinerungen, die in jeder Dynastie chinesischer Kaiser stattfanden und schließlich zu einer Tasse Tee führten, die wir wiedererkennen würden.
Der Aufstieg des Tees in China
Der Aufstieg des Tees in China markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte dieses aromatischen Getränks. Nach seiner Entdeckung im alten China begann der Tee allmählich an Bedeutung zu gewinnen und wurde zu einem integralen Bestandteil der chinesischen Kultur, Medizin und Philosophie.
Die Legende von Shen-Nong
Die frühesten Hinweise auf den Tee stammen aus dem alten China, wo Legenden besagen, dass der mythische Kaiser Shen Nong im Jahr 2737 v. Chr. die ersten Teeblätter entdeckte. Shen Nong, auch als “Göttlicher Bauer” bekannt, soll zufällig einige Teeblätter in heißes Wasser fallen gelassen haben und entdeckte so den erfrischenden und belebenden Trank, den wir heute als Tee kennen.
Es ist das Jahr 2737 v. Chr., als Shen Nong in seine medizinischen Aufzeichnungen einen Eintrag über das Blatt einer Pflanze macht, die „den Durst stillt“ und auch „das Verlangen nach Schlaf verringert“. In diesem Eintrag bezieht sich Shen Nong auf den Tee, den er eines Tages entdeckte, als er sein Trinkwasser im Schatten eines Baumes kochte. Eine leichte Brise ließ ein paar Blätter in sein gekochtes Wasser fallen. Die Blätter gaben im heißen Wasser ihre Geschmacks- und Aromastoffe ab. Als Shen Nong sein Wasser schließlich kostete, fand er das Getränk wohltuend und erfrischend.
Eine andere Version der Shen Nong Legenden erzählt, dass es ihm eines Tages, als er die Auswirkungen von Wurzeln und Kräutern auf den menschlichen Körper (auf seinen Körper) untersuchte, gelungen ist, sich 72 Mal zu vergiften. Shen Nong rettete sein Leben nur, weil er zufällig (und rechtzeitig) einige Blätter von einem Busch pflückte und verzehrte. Diese Blätter waren die des Teebaums. Auf diese Weise entdeckte Shen Nong die Heilkraft von Tee.
Die Entwicklung der Teekultur in China
Die Geschichte des Tees in China ist eine reiche und vielschichtige Erzählung, die eng mit den verschiedenen Dynastien verbunden ist, die über Jahrhunderte hinweg das Land regierten. Jede Dynastie brachte ihre eigenen einzigartigen Beiträge zur Entwicklung von Teeanbau, Teezubereitung und Teekultur hervor, wodurch der Tee zu einem integralen Bestandteil des chinesischen Lebensstils wurde.
Die antiken Dynastien der Qin und Han Kaiser
Zu dieser Zeit beginnt sich Tee, dank seiner wohltuenden Eigenschaften, immer größerer Beliebtheit zu erfreuen. Das Trinken von Tee, lange nur unter den Bewohner der südlichen Provinzen Yunnan und Sichuan gebräuchlich, wo die wild wachsenden Teebäume herkommen, verbreitet sich über dieseGrenzen hinaus.
Um das Jahr 53 u. Z. pflanzte ein Bauer namens Wu Li Zhen den ersten kultivierten Teegarten auf einem Berg. Den Teebaum zu kultivieren war ein wesentlicher Schritt in Richtung einer organisierten Teeindustrie und machte den Tee weit verfügbarer. Denn bis dahin pflückte man die Teeblätter nur von den wild wachsenden Teebäumen.
Die immer noch beliebte Methode von trocknen und leicht anzukohlen der frisch gepflückten Teeblätter ändert sich. Das Dämpfen macht die Blätter nicht nur biegsam und besser zu Kuchen formbar, sondern hilft, bis zu einem gewissen Grad, den bitteren Geschmack des Tees zu beseitigen.
Die Tang-Dynastie (618 – 907 n. Chr.)
Die chinesische Dynastie der Tang (618–907 n. Chr.) markiert den Beginn einer systematischen Kultivierung und des Handels mit Tee. Die Tang-Dynastie legte den Grundstein für die Entstehung der chinesischen Teekultur. Der Konsum von Tee wurde in den buddhistischen Klöstern weit verbreitet, da die Mönche den Tee als Mittel zur Förderung der Wachsamkeit und Konzentration bei ihren Meditationen schätzten.
Der Chanoyu, oder die Kunst der Teezeremonie, wurde im 8. Jahrhundert unter der Führung des Zen- Buddhismus weiterentwickelt und betonte die Bedeutung von Achtsamkeit, Einfachheit und Harmonie. Methoden der Zubereitung entwickeln sich in derart komplizierte und regulierte Rituale, dass sie sehr bald speziell ausgebildete Teemeister erfordern.
Den Tee zum Vergnügen zu genießen, blieb lange Zeit das Privileg der Wohlhabenden, denn nur diese Menschen konnten sich all die kostspieligen Utensilien für die Teezubereitung leisten. Der berühmte Teemeister Lu Yu beschreibt 25 Utensilien in seinem Buch vom Tee.
Um Tee zuzubereiten, kratzte man ein Stückchen vom Teekuchen ab, das man zuerst rösten und zu Pulver reiben musste, bevor man es im Wasser kochte. Obzwar die Zugabe von Orangenschalen, Ingwer, Nelken, Pfefferminze oder Zwiebel, und das Süßen mit Pflaumensaft oder Blumen noch immer sehr populär war, fingen einige, wie z. B. Lu Yu an, zu betonen, dass man Tee ohne Zugabe von anderen Zutaten, nämlich pur, genießen sollte.
Die Song-Dynastie (960 – 1279 n. Chr.)
Während der Song-Dynastie erlebte die chinesische Teekultur eine weitere Blütezeit. Unter der Führung von Meistern wie Lu Yu wurde die Kunst der Teezubereitung verfeinert, und detaillierte Anleitungen zur Auswahl, Zubereitung und Verkostung von Tee wurden entwickelt.
Die ersten Teehäuser eröffnen und ermöglichen es, den Tee mit Freunden außerhalb des eigenen Zuhauses zu trinken.
Die Song-Dynastie brachte auch technologische Innovationen in der Teeverarbeitung hervor – das Stampfen der gedämpften Teeblätter bevor man sie zu Kuchen formt und bäckt, ermöglicht eine neue Methode der Teezubereitung.
Kleine Stücke des Teekuchens können nun direkt in der Schale zu Pulver gerieben werden. Anschließend schlagt man diesen pulverisierten Tee mit Wasser zu einem grünen Schaum auf und serviert ihn in einer wunderschönen, speziell für diese Art von Teezubereitung kreierten Trinkschale aus luxuriösem Porzellan. Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, wir sind einen Schritt näher gekommen.
Yuan-Dynastie mongolischen Ursprungs (1271 – 1368 n. Chr.)
Der nomadische Lebensstil dieser Dynastie bringt eine weitere Diversifizierung der chinesischen Teekultur und trägt zur Entstehung neuer Teetraditionen bei. Das Trinken von Tee wird zu einem funktionalen Akt als Teil der Mahlzeiten, und zum ersten Mal trinkt man am chinesischen kaiserlicher Hof Tee mit Milch
Die vereinfachte Methode die frisch gepflückten Teeblätter zu trocknen und in der Pfanne zu rösten ersetzt den zeitaufwendigen Prozess des Dämpfens, Stampfens, Formens und Backens von Teekuchen. Die Teeblätter in dem so hergestellte Tee bleiben lose.
Indem man die losen Teeblätter nur in heißem Wasser aufbrüht, eine Methode, die weniger Utensilien erfordert, die weniger aufwendig ist und mehr dem Wunsch des herrschenden Establishments nach Einfachheit entspricht. Aber nicht die Milch vergessen!
Während der Yuan-Dynastie erlebte die Kunst der Teekeramik eine Blütezeit. Handgefertigte Teekannen, Teeschalen und Teetassen aus Porzellan oder Ton wurden häufig verwendet, um Tee zuzubereiten und zu servieren.
Die Ming-Dynastie (1368 – 1644 n. Chr.)
Mit dem Ende der mongolischen Dynastie greift die nachfolgende Dynastie die unterbrochenen Traditionen wieder auf, Tee als kunstvolles Vergnügen in ritualisierter Form zu genießen. Während dieser Zeit wurde der Tee zu einem alltäglichen Getränk für die breite Bevölkerung, und der Teehandel florierte. Teehäuser und Teestuben wurden zu wichtigen sozialen Treffpunkten.
In dieser Zeit entdeckten die Teeproduzenten, wie der Prozess der Oxidation das Teeblatt verändert und so eine neue Teesorte hervorbringt. Sie bezeichneten diesen Tee als „roten Tee“, aber wir im Westen kennen ihn als schwarzen Tee.
Dank der Ming-Vorliebe für blumigen Geschmack erscheinen Tees, die mit Blumen wie Jasmin, Rose oder Osmanthus parfümiert sind.
Kleine Teekannen aus Ton zum Aufbrühen von losem Tee werden zur Mode des Tages. Sie sind klein, weil Tee selbst für Menschen in China immer noch sehr kostspielig ist und sie ermöglichen es, den Tee mehrmals aufzugießen, indem einfach immer mehr Wasser hinzugefügt wird.
Bei einer weiteren neue Art, Tee zuzubereiten, verwendet man einen Gaiwan, eine kleine grifflose Teetasse mit Untertasse und Deckel. Die Untertasse verhindert, dass heißer Tee verschüttet wird. Wenn Sie Ihren Tee aus einem Gaiwan trinken, halten Sie die in der Tasse schwimmenden Teeblätter mit dem Deckel zurück.
Die Qing-Dynastie (1644–1912 n. Chr.)
Während der Qing-Dynastie setzte sich der Trend zur Kommerzialisierung und Industrialisierung des Teeanbaus fort. Der Tee wurde zu einem wichtigen Exportgut für China, das in alle Teile der Welt exportiert wurde. Neue Anbaumethoden wurden eingeführt, um die Produktivität und Qualität des Tees zu steigern, und moderne Verarbeitungstechniken wurden entwickelt, um den Tee länger haltbar zu machen. Die Qing-Dynastie brachte auch bedeutende Veränderungen in der Teekultur hervor, wobei verschiedene regionale Traditionen und Bräuche entstanden, die bis heute fortbestehen.
Die Europäer finden ihren Weg nach China und entdecken Tee. Da unsere Vorfahren in Europa den Geschmack des schwarzen Tees mehr mochten, mussten die Teehersteller die Produktionsmethoden des schwarzen Tees noch einmal verfeinern und perfektionieren, um ihn für den langen Transport auf dem Schiff geeignet zu machen.
Puh! Jetzt könnten wir eine Tasse Tee genießen, wie wir ihn kennen.
Insgesamt hat der Aufstieg des Tees in China nicht nur die kulinarische Landschaft des Landes geprägt, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf seine Kultur, Medizin und Philosophie gehabt. Der Tee hat sich zu einem integralen Bestandteil der chinesischen Identität entwickelt und bleibt bis heute ein lebendiges Symbol für die reiche Tradition und Geschichte Chinas.
Die Verbreitung des Tees nach Japan
Während des 9. Jahrhunderts gelangte der Tee über buddhistische Mönche nach Japan und fand dort eine ähnliche kulturelle Wertschätzung wie in China. Die Entwicklung der japanischen Teezeremonie, bekannt als Chanoyu oder Sadō, spiegelte die tiefgreifende Bedeutung des Tees in der japanischen Gesellschaft wider. Unter der Herrschaft von Murata Shuko und später Sen no Rikyū wurde die Teezeremonie zu einem Weg der Selbstdisziplin, der Meditation und der Wertschätzung der Natur.
Der Tee im Mittelalter und der islamischen Welt
Während des Mittelalters verbreitete sich der Tee auch in die islamische Welt und den Nahen Osten. Arabische Händler brachten den Tee entlang der Handelsrouten nach Europa und Afrika. Der Tee wurde in Ländern wie Marokko, Persien (heutiges Iran) und der Türkei schnell populär und führte zur Entwicklung einzigartiger Teezubereitungen, die lokale Kräuter, Gewürze und Süßungsmittel einschlossen. In diesen Regionen wurde der Tee nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Symbol der Gastfreundschaft und des sozialen Zusammenhalts geschätzt.